Orte der Stille um Mulfingen
1. Wallfahrtskapelle
St. Anna 1510 wurde die Kapelle an der wunderwirkenden Quelle erbaut, die schon zu altgermaischer Zeit als Kultstätte große Bedeutung hatte. Damals hatte die europaweite Verehrung der heiligen Anna ihren Höhepunkt erreicht. Dokumente der Heilung berichten von 100 Heilungen an hilfesuchenden Wallfahrtspilgern. Die St. Annakapelle ist eine der beliebtesten Gebets- und Wallfahrtsorte lebendiger christlicher Spiritualität.
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Ein Ort der Hoffnung und Dankbarkeit Im Jahre 1510/11 wurde neben einem Gesundbrunnen, der wohl schon in altgermanischer Zeit als heilkräftig galt, die kleine Kapelle gebaut. Sie wurde der heiligen Anna geweiht, der Mutter Marias, welche in jener Zeit ein hell strahlendes Idol der Gläubigen war. Durch die Reformation geriet die Kapelle über 30 Jahre in Vergessenheit, die offizielle Sakralfunktion der Kirche war aufgehoben und der aus der Vorzeit stammende überlieferte Glaube an die Wunderkräfte des Wassers war seines Wirkungsortes beraubt. Die Kirche wurde ihrem Zweck entfremdet und dem damaligen Förster Pankratius Nuss als Wohnstatt überlassen. Die St. Anna-Verehrung war während der Reformation zwar zurückgegangen aber nicht erloschen. Die Verbundenheit der Bevölkerung und die starke lebendige Überlieferung der Besonderheit dieses Ortes fanden einige Jahre später im Dorf den Mann, der sich tatkräftig für die Wiederherstellung des Gotteshauses einsetzte: Der Amtsmann Arnold in Jagstberg hatte einen immer wiederkehrenden Traum, in dem er die Kapelle als Ziel vieler Pilger sah, die ihr Heil im Gebet suchten und im Wunderwirken der Quelle. Nach zehnjährigem hartnäckigen Kampf um St. Anna wurde 1596 in der Kapelle der erste Gottesdienst nach 30 Jahren gefeiert. Nun machte man sich an die Suche nach dem vermeindlich versiegten Brunnen. Die Quelle wurde gefunden, und mit ihrem Sprudeln kamen die Pilger. Erste Heilungsberichte verbreiteten sich in Windeseile. Die Hilfesuchenden nahmen hunderte von Kilometer an Wegstrecke zu Fuß auf sich, um oftmals bis zu vier Tagen zu warten, bis sie an das Wasser von St. Anna kamen. Ein buntes lebhaftes Bild wie das eines Heerlagers muss der Wallfahrtsort für die Einheimischen agegeben haben. Mit Gefäßen aller Art drängten sich Junge und Alte, Krüppel und Sieche durcheinander. Schreiend, zeternd, hoffend und bangend versuchten sie so rasch wie möglich an das begehrte Wasser zu gelangen. Auf bischöflichen Befehl führte Arnold Protokoll über die Heilungserfolge 1597/98. So wurden 99 bekanntgewordene Fälle erfasst, wobei nur die bedeutendsten und dauerhaften zur Sprache kamen. Nach zwei Jahren der 1. großen Wallfahrt begann der Brunnen unregelmäßig zu fließen und zu versiegen. Auch der Strom der Pilger verebbte. Noch zwei mal floss das „Gnadenwasser“ mit der selben Wirkung wie zuvor: 1646/47 und 1763/64. Leider gingen diese Heilungsprotokolle verloren. Auch die Berichte der letzten 200 Jahre sind nur lückenhaft dokumentiert. Man mag seine Zweifel haben über die Wirksamkeit von Heilquellen. Doch es ist zweifellos spürbar, auch angesichts der vielen Danktäfelchen, dass St. Anna ein Ort der Hoffnung und tiefer Dankbarkeit ist. Allein schon diese Wahrnehmung an diesem heiligen Ort ist Balsam für die Seele.
2. Lourdesgrotte Zaisenhausen
Die Pfarrchronik berichtet, dass im Jahre 1893 im Jagsttal eine große Trockenheit und eine „furchtbare Futternot“ herrschte. Die Quelle am Platz der Lourdes-Grotte war die Letzte in der Gegend, die noch Wasser führte. Inspiriert von diesem Umstand und der wunderbaren Umgebung setzte der Gemeindelehrer Vögele eine fromme Idee in die Tat um. Er schuf mit viel Geschick eine Nachbildung der berühmten heilspendenden Grotte im französischen Lourdes.
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Die letzte Quelle in großer Trockenheit Die Pfarrchronik berichtet, dass im Jahre 1893 im Jagsttal eine große Trockenheit und eine „furchtbare Futternot“ herrschte. Die Quelle am Platz der LourdesGrotte war die Letzte in der Gegend, die noch Wasser führte. Inspiriert von diesem Umstand und der wunder baren Umgebung setzte der Gemeindelehrer Vögele eine fromme Idee in die Tat um. Er schuf mit viel Geschick eine Nachbildung der berühmten heilspendenden Grotte im französischen Lourdes. Blüte im Verborgenen Jahrzehnte lang war das Kleinod der 235 KatholikenGemeinde Zaisenhausen in den umliegenden Ortschaften weit weniger bekannt als heute. Doch seit der Renovierung zur 100-Jahr-Feier ist die Grotte neben der St. Anna-Kapelle zu einem der beliebtesten Orte lebendiger christlicher Spiritualität geworden. Die enge Verbundenheit der Mulfinger mit der LourdesGrotte zeigen die häufigen Besuche, die regelmäßigen Rosenkranzgebete, die vielen Prozessionen, die liebevolle Pflege und der Blumenschmuck in der Grotte und im Gebetshäuschen … Dadurch wird deutlich spürbar: Der Besucher ist hier mit all den Geschichten, die das Leben schreibt, mit Stärken und Schwächen, mit Freud und Leid angenommen und herzlich willkommen. Nachtschwärmerei So bescheiden sich dieser Ort sich dem Besucher auch darstellt, seine Ausstrahlung berührt alle Sinne. So sah der Vikar Petrul im Jahre 1893 sogar eine sittliche Gefahr. Mahnend schrieb er: „Es wollte sich die Gewohnheit bilden, ohne Befragen und Beisein des Vikars nach Gebetläuten, bei schon eintretender Dämmerung, an gewöhnlichen Tagen Feierlichkeiten bei der Grotte zu halten.“ Er drängte darauf, dass die Grotte abends geschlossen wird, denn: „…der Besuch nach Gebetläuten würde für die Jugend Vorwand bieten zur Nachtschwärmerei und die Nachtzeit schickt sich für die Jungfrauen nicht“. Wir möchten Sie heute einladen, sich von der stillen, spirituellen Kraft dieses Ortes berühren zu lassen.
3. Steinriegel Zaisenhausen
Die Mulfinger Steinriegel sind ein Biotop. Die Steinwälle nehmen am Tag die Wärme der Sonne auf und geben sie nachts wieder ab. Den wärmeliebenden Pflanzen und Tieren ist das natürlich sehr willkommen. Wer sich angemessen ruhig und vorsichtig verhält, der wird entdecken, dass die vermeintlich kargen Steinhügel voller Leben stecken.
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Im Schweiße deines Angesichts… Die Steinriegel sind Zeugendes frühen Wein- und Ackerbaus. Die Weinberge mussten stets gehackt werden. Ansonsten wären die Flächen steinübersät und somit nicht nutzbar gewesen. Bei dieser Tätigkeit wurden die größeren Steine, die an den Muschelkalkhängen durch Erosion und Frosthebung aus dem Boden traten, heraus gehackt und mehrere Meter hoch und breit in der Falllinie der Hänge aufgehäuft. Man kann behaupten, dass dieser Boden schweißgetränkt ist von Generationen von Landwirten und Weinbauern. Diese Arbeit hatte den willkommenen Nebeneffekt, dass die Steinriegel das Klima regulierten. Die Steine hielten kalte Winde von den Nutzflächen ab, heizten sich tagsüber auf, speicherten die Wärme und gaben sie während der Kälte der Nacht wieder ab. Den wärmeliebenden Pflanzen und vielerlei Tieren, wie Eidechsen, Blindschleiche uva., war das sehr willkommen. Die Steinriegel sind ein Biotop. Wer genau hinsieht und sich angemessen ruhig und vorsichtig verhält, der erkennt, dass die vermeintlich kargen Hügel voller Leben sind. Harte Schale – fruchtbarer Kern Im Schnitt durch die Steinriegel würde man erkennen, dass sie einen „Erdkern„ haben, der die ursprüngliche Erdoberfläche zu Beginn der Weinbauzeit anzeigt. Hier wird der „Zahn der Zeit„ sichtbar, der z. B. durch die Erosionskräfte die Landschaft langsam und stetig verändert. Damit dieses idyllische Landschaftsbild erhalten bleibt, ist aufwändige Pflege nötig. Das wird durch landwirtschaftliche Nutzung (zum Beispiel auch durch Zebus oder Ziegen, welche das dornige, harte Buschwerk abfressen) oder durch mechanische Maßnahmen erreicht.
4. 1000-jährige Linde Hollenbach
Wir möchten Sie einladen, unter diesem uralten Baum eine Zeit lang zu verweilen. Die Dauer Ihres Besuches erscheint wie ein Wimpernschlag im langen Leben dieser wunderbaren Pflanze, welche die Jahrhunderte vorbeiziehen sah. Seit Menschengedenken ist dieser Baum ein Treffpunkt, ein Ort, an dem die Zeit eine besondere Bedeutung bekommt und das eigentliche „Sein„ an Wert gewinnt. Man schätzt das Alter der Linde auf ca. 800 bis 1000 Jahre.
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Ein Zeitzeuge der Jahrtausende Wir möchten Sie einladen, unter diesem uralten Baum eine Zeit lang zu verweilen. Die Dauer Ihres Besuches erscheint wie ein Wimpernschlag im langen Leben dieser wunderbaren Pflanze, welche die Jahrhunderte vorbeiziehen sah. Seit Menschengedenken ist dieser Baum ein Treffpunkt, ein Ort, an dem die Zeit eine besondere Bedeutung bekommt und das eigentliche „Sein„ an Wert gewinnt. Schicksalsbaum In der Antike waren Linden die Bäume der keltischen Göttin Freya, welche für Wohlleben und Liebe stand. Unter diesen hohen Prinzipien wurde am Fuße der Linde Recht gesprochen. Seit der Zeit Karls des Großen (ca. 800) bis 1360 war Hollenbach Sitz eines Centgerichts. Hier wurde entschieden über Freispruch oder Tod, doch häufig richtete das Centgericht auch über kleinere Vergehen, die mit Geldstrafen geahndet wurden. Heiliger Platz Vor über 1000 Jahren ließen Mönche unter der Linde eine Taufstätte errichtet, um das „Heiligtum„ der alten Hollenbacher der Verehrung Gottes in Dienst zu stellen. Viele Jahrhunderte lang, als längst eine Kirche neben der Linde gebaut war, diente das Lindengewölbe immer noch als Stallung, wurde erhalten und weitergenutzt. Der alte Zugang ist rechts von der Südtreppe der Kirche aus zu sehen, von einem Holunderbusch verdeckt. In Gedenken Nach 1918 wurde für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges ein Ehrenmal unter der Dorflinde erichtet. Hier nähert sich die lange Geschichte dieses Baumes der Gegenwart. Wir wünschen Ihnen, dass Sie ein Stück der zeitlosen Erhabenheit dieses Baumes mit sich nehmen können, ein wohltuender Kontrast zur Schnelllebigkeit unseres Alltagslebens.
5. Friedhof Ailringen
Weder rang noch Namen sind auf dem Ailringer Friedhof von offensichtlicher Bedeutung. Von einem örtlichen Schreiner hergestellte, einfache Holzkreuze stehen auf allen Gräbern dieses denkmalgeschützten Friedhofs. Dies ist in der Friedhofssatzung festgeschrieben. Im Sommer werden grundsätzlich alle Gräber mit Gottesaugen bepflanzt, deren Farbenpracht den Friedhof trotz oder gerade wegen seiner Schlichtheit, zum Schmuckstück macht.
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Vor Gott sind alle gleich Weder Rang noch Namen sind auf dem Ailringer Friedhof von offensichtlicher Bedeutung. Von einem örtlichen Schreiner hergestellte einfache Holzkreuze stehen auf allen Gräbern dieses denkmalgeschützten Friedhofes. Dies ist in der Friedhofsatzung festgeschrieben. Im Sommer werden grundsätzlich alle Gräber mit Gottesaugen bepflanzt, deren Farbenpracht den Friedhof trotz, oder gerade wegen seiner Schlichtheit, zum Schmuckstück macht. Und doch gibt es Unterschiede: Haben Sie sich schon gefragt, was es mit den braunen und den weißen Holzkreuzen auf sich hat? Die weißen Kreuze sind für die ledigen Verstorbenen vorbestimmt, die Verheirateten bekommen ein braunes Kreuz. Abweichend sind auch die Pfarrgräber links vom Eingangstor der Kirche. Das älteste Grab ist aus dem Jahre 1844. Extra ausgewiesen sind die Kindergräber, das älteste aus dem Jahre 1969. Rechts vom Kirchentor erinnert ein Denkmal an die Gefallenen der beiden Weltkriege. Tröstliche Gleichheit Schutz hinter uralten Mauern
Die Wertefreiheit in der Gestaltung der Gräber und der Verzicht auf Pomp gibt uns Freiraum zur Besinnung. All die lauten Geschichten in unserem Kopf über „schneller, besser, größer, stärker“, all die Philosophien, die unsere Leistungsgesellschaft hervorgebracht hat, werden leiser und verlieren an Bedeutung. Nehmen Sie sich die Zeit für einen Blick von diesem Feld der Gleichheit über Ailringen und die angrenzenden Felder und Wälder des Jagsttales. Wenn Sie es wollen, dann steht die Uhr hier für Sie still.
Der Friedhof ist umgeben von einer Natursteinmauer. Diese diente im Mittelalter als Schutz vor einrückenden Soldaten. Der hintere Ausgang diente als „Fluchttor“. Im oberen Stock des Durchgangs hauste in den Jahren 1730 bis 1758 ein Eremit, der Franziskanerbruder Valentin Anton Schad. War auch er auf der Suche nach Schutz und Ruhe?