Orte der Stille um Dörzbach

1. Eiskeller

Die Dörzbacher Eiskeller sind Höhlen im Muschelkalk.In Dörzbach gab es 3 Brauereien, die Ihr Bier in den Höhlen kühlten. Dazu wurde Eis aus der Jagst in die Eiskeller geschafft. Hier wares kalt genug, so dass das Eis bis zum Sommer gelagert werden konnte. Heute leben zahlreiche Fledermäuse in den Höhlen.

Das kühle Klima, welches damals das Eis konservierte, und die Dunkelheit scheinen die ideale Atmosphäre für die Tiere zu bieten. Zu deren Schutz sind die Eingänge mit Gittern verschlossen.

Die Natur bot Problemlösungen Die Menschen damaliger Zeit wußten sich ohne moderne technische Errungenschaften zu helfen. Wenn im Winter die Jagst dick gefroren war, wurden Platten aus dem Eis herausgesägt und in die Eishöhlen geschafft. Dort war es kalt genug, so dass das Eis zur Bierkühlung bis zum Sommer gelagert werden konnte.

Viel Arbeit für ein kühles Bier! Die Eiskeller sind keine natürlichen Höhlen. Die Menschen suchten den transporttechnisch günstigsten Ort und schlugen im Nordhang die Nischen mühevoll in den Muschelkalk. Die extremen Temperaturunterschiede sind deutlich spürbar, auch durch den moderigen Geruch, der oft von den Höhlen ausgeht.

2. Stäffele

Diese Treppenstufen mitten im Wald wurden angelegt um die Gemeinden Meßbach und Dörzbach zu verbinden.Da Meßbach katholisch und Dörzbach evangelisch war, mussten die katholischen Kinderaus Meßbach über die Stäffele nach Dörzbach in die Schule gehen und begegneten dabei wohl den Dörzbacher Kindern auf ihrem Weg nach Meßbach. Auch die sonntäglichen Kirchgänger nahmen diesen Weg durch den Wald. Dies endete erst zu Beginn des 3. Reiches.

Der mühevolle Weg der Kinder Naturerlebnis oder Gruselkabinett? Wenn Sie die Dörzbacher Stäffele während der schönen warmen Jahreszeit besuchen, wird Ihnen dieser Pfad im kühlen Schatten, trotz des beschwerlichen Aufstiegs, als ein wunderschöner Wanderweg durch die idyllische Natur unserer Heimat erscheinen. Doch stellen Sie sich vor, dies wäre Ihr täglicher Schulweg, als 6- oder 7-jähriges Schulkind, bei Wind und Wetter!!! Bei Dunkelheit ist dieses ein unheimlicher Ort. Hinter jedem Baum lauert die Finsternis, der unebene Weg wird zum Stolperpfad. Bei Wind und Wetter werden die 2 km von Meßbach nach Dörzbach zum längsten Schulweg, den man sich nur vorstellen kann.

Die Distanz zweier Konfessionen Aus mündlich überlieferten Quellen ist bekannt, dass die Stäffele vom Uhrmacher Kasper Rettich Anfang 1900 gestiftet wurden. Da Messbach katholisch und Dörzbach evangelisch war, mussten die katholischen Kinder aus Dörzbach jeden Tag in die Schule nach Messbach, und die evangelischen Kinder in die Schule nach Dörzbach gehen, ebenso wie die jeweiligen Kirchgänger. Dies endete erst mit Beginn des Dritten Reiches. Auch der Postbote, der damals noch zu Fuß unterwegs war, nutzte diesen direkten Fußweg. Könnten Sie sich diese Strapazen für unsere Kinder heute vorstellen?

 

3. Dreifaltigkeitskirche Messbach

Die 1776/1777 durch Friedrich Karl von Eyb neben dem Schloss erbaute Kirche gilt als schönste Rokokokirche des Hohenloher Landes. Stuckarbeiten und Deckenfresken stammen vomAugsburger Künstler M. Gündter.

Barock oder Rokoko?
Die von einem kleinen Turm bekrönte Fassade wirkt durch die vielen Gliederungselemente sehr prachtvoll. Im vorkragenden Mittelteil (Risalit) sitzt zwischen Säulen und Pilastern ein vertieftes Portal und ein üppig gerahmtes Fenster. In der wappenbekrönten Inschrifttafel darüber wird der Namen des Bauherren genannt: Friedrich Karl, Baron von Eyb. Dieser hatte als Landkomtur Frankens eine wichtige Position innerhalb des Deutschen Ordens inne, musste aber aus ungeklärten Gründen seinen Abschied nehmen und sich auf seine Familiengüter in Messbach zurückziehen.

Die Pest von Mailand
Im Kircheninnern ist das quadratische Schiff durch gekurvte Ecken, Wandpilaster, Rokokoornamente und ein bemaltes Spiegelgewölbe geschmückt. Das Deckengemälde des Augsburger Freskomalers Matthäus Günther schildert in drastischen Szenen die Pest, die 1574 in Mailand wütete und bei der sich der hl. Carl Borromäus um die Armen und Kranken kümmerte. Friedrich Karl von Eyb setzt sich in der Gestalt seines Namenspatrons selbst ein Denkmal und erinnert an die ursprünglichen Aufgaben des Deutschen Ordens, nämlich die Fürsorge für Arme und Kranke. Die Kirche in Messbach wurde 1777 geweiht und ist damit ein spätes Beispiel der Rokokokunst.

4. Schönhuthlinden

Die Linden wurden von Ottmar Schönhuth, Dörzbacher Pfarrer; Dichter und Heimatforscher, im Jahre 1837 gesetzt, zum Anlass der Gründung des traditionellen Maifestes. Wie zur damaligen Zeit wird noch heute dieses Fest begangen. Alljährlich ziehen die Grundschul- und Kindergartenkinder mit Kränzen und Maistecken, begleitet von der Musikkapelle, nach St. Wendel zum Stein. Nach der Andacht in der Kapelle wird auf dem Maifestplatz unter den Linden gefeiert.

Die lange Tradition der Lebensfreude
Die Linden wurden von Ottmar Schönhuth, Dörzbacher Pfarrer, Dichter und Heimatforscher, im Jahre 1842 gepflanzt. Anlass war das fünfjährige Maifestjubiläum, welches auf dem Tufffels über der Steinskapelle abgehalten wird. Wie zur damaligen Zeit wird noch heute an einem Samstag im Mai dieses Fest begangen. Alljährlich ziehen die Grundschul- und Kindergartenkinder mit Haarkränzchen und Maistecken, begleitet von der Musikkapelle, zu St. Wendel zum Stein. Nach der Andacht in der Kapelle wird auf dem Maifestplatz unter den Linden gefeiert.

Ein Naturerlebnis
Der Festplatz unter den Schönhuthlinden ist ein Ort, der förmlich zum Genuss der umgebenden üppigen Natur einlädt. Im Frühjahr und Sommer zwitschern hunderte von Vögeln in den Bäumen. Würziger Bärlauchduft erfüllt die Luft. Der weiche Boden im kühlen Schatten ist der ideale Platz, um Entspannung und Ruhe zu finden. Eine der drei Linden von 1842 fiel der winterlichen Natur zum Opfer und wurde im Jahre 2004 ersetzt. Wie vor 163 Jahren wurde der junge Baum mit einer Flasche Dörzbacher Wein angegossen. Es wird etwa 150 Jahre dauern, bis diese Linde die Größe und Fülle ihrer Schwestern erreicht hat.

5. St. Wendel zum Stein

Die Mythologie um St. Wendel zum Stein (erbaut 1511 – 1515): Es war einmal ein Schäfer, der fand auf der Waldwiese oberhalb der jetzigen Kapelle einenSchatz. Er beschloss an der Fundstelle eine Kapelle zu bauen. Auf der Waldwiese wurden Gräben ausgehoben, die Steine behauen und das Holz zugerichtet. Als die Werkleute am nächsten Morgen kamen um mit dem Bau zu beginnen, da waren alle Balken und Steine verschwunden. Man fand alles unten auf dem schmalen Streifen zwischen Felswand und Jagstufer. Mühsam wurde das Material wieder nach oben geschafft, doch am nächsten Morgenlagen Balken und Steine wieder unten am Fels, so gerichtet und sortiert, dass der Grundriss der Kapelle deutlich erkennbar war. Der Schäfer erkannte in dieser wunderlichen Begebenheit den Willen Gottes und ließ die Kapelle an dieser Stelle bauen.

Die Sage vom Schäfer
Es war einmal ein Schäfer, der fand auf der Waldwiese, oberhalb der jetzigen Kapelle einen Schatz. Er beschloss, an der Fundstelle eine Kapelle zu bauen. Schon war auf der Waldwiese der Graben für die Grundmauern ausgehoben, die Steine behauen und das Holz zugerichtet. Als die Werkleute am nächsten Morgen kamen um mit dem Bau zu beginnen, da waren alle Balken und Steine verschwunden. Man fand alles unten auf dem schmalen Streifen zwischen Felswand und Jagstufer. Mühsam wurde das Material wieder nach oben geschafft, doch am nächsten Morgen lag das Baumaterial wieder unten am Fels, so gerichtet und sortiert, dass der Grundriss der Kapelle deutlich erkennbar war. Der Schäfer sah in dieser wunderlichen Begebenheit den Willen Gottes und ließ die Kapelle an dieser Stelle bauen. Soweit die Mythologie. Tatsache ist, dass die spätgotische Walfahrtskirche anno 1478 erstmals erwähnt und 1511-1515 zum dritten mal erbaut wurde, märchenhaft schön in unberührter Natur.

Ein Naturerlebnis
Dem Ort werden magische Kräfte zugesprochen. Diese Vermutung ist leicht nachzuvollziehen. Die fantastischen Sonnenaufgänge, die erfrischende Kühle des Ortes, die üppige Erhabenheit der Vegetation am schroffen Fels mit intensivem Kräuter- und Pflanzenduft bringen alle Saiten unserer Sinne zum Schwingen. Ein Ort der Meditation, großartig und ursprünglich.

Die geheimnisvollen Höhlen von St. Wendel
Wildromantische Geschichten umranken die umgebende Höhlengruppe. Die Marderhöhle rechts von der Kapelle war ein ritueller Platz keltischer Kultur. Keltenfunde (Spinnwirtel, Topfscherben und eine Glocke) zeugen vom Leben vor ca. 2.500 Jahren. In der Einsiedlerhöhle hauste im Mittelalter eine Vagabundin, das „Peitschenbabele“. Unter dem Mesnerhaus entspringt eine Quelle, im Volksmund Kindlesbrunnen genannt. Das „Kapellenwasser“ gilt als wundertätig. Genießen Sie die Magie von St. Wendel lassen Sie sich verzaubern!

6. Jagstbrücke Hohebach

Die hölzerne Jagstbrücke wurde von den immensen Hochwassern der Jagst regelmäßig weggerissen. Deshalb wurde sie auf Befehl König Friedrichs 1808 – 1810 aus heimischem Sandstein gebaut, 10 m hoch und 84 m lang. Was über Jahrhunderte den reißenden Hochwassern der Jagst standhielt, musste doch der brachialen Gewalt des Krieges weichen: Am 4. April 1945 wurden die beiden nördlichen Brückenpfeiler in die Luft gesprengt. 1947 baute man die Brücke wieder auf.

Baumeister auf der Flucht
Die hölzerne Jagstbrücke von den immensen Hochwassern und Eisgängen der Jagst regelmäßig weggerissen. Deshalb wurde sie auf Befehl König Friedrichs 1808 bis 1810 aus heimischem Sandstein gebaut, 10 m hoch und 84 m lang. Als Kaiser Friedrich am 26. Juli 1810 auf einer Reise nach Bad Mergentheim die neue Brücke besichtigte, war die Jagst, wie so oft im Sommer, ein Rinnsal. Der ansonsten ausgesprochen prunkliebende König zeigte sich sehr ungehalten darüber, dass man zur Überquerung eines so kleinen Bächleins eine so teure Brücke gebaut hatte. Aus Angst vor dem Jähzorn des Königs war der Baumeister angeblich geflohen. Trotzdem standen der Ortsgeistliche, der Gemeinderat und die Schuljugend Spalier für den neuen König

Ein stolzes Bauwerk
Die Jagstbrücke ist das Wahrzeichen Hohebachs. Auf der Gedenksäule befindet sich das württembergische Wappen, das Monogramm FR (Fridericus Rex) König Friedrichs und die Jahreszahl MDCCCX. Was über Jahrhunderte den reissenden Hochwassern der Jagst standhielt, musste doch weichen gegen die brachiale Gewalt des Krieges: Am 4. April 1945 wurden die beiden nördlichen Brückenbögen mit einer 7 Zentner schweren Sprengladung in die Luft gejagt. Im Jahre 1947 baute man die Brücke wieder auf – die zuverlässige Verbindung der Jagstufer war wieder hergestellt. 1996 bis 1999 wurde sie weiter verbreitert und instandgesetzt.

Im Reich der Stille
Über die Jagstbrücke rollt der Verkehr im rasanten Tempo unseres Alltags. Darunter allerdings herrscht die Stille. Es ist wie eine andere Welt. Beobachten, lauschen, innehalten vor der Naturkulisse der wunderschönen Jagst. Nehmen Sie sich Ihre Zeit – hier unten gibt es davon eine Menge.

7. Jüdischer Friedhof in Hohebach

Der Hohebacher Judenfriedhof liegt an sehr exponierter Stelle und doch fühlt man sofort: Man betritt durch das schmiedeeiserne Tor eine ganz eigene Welt. Die 299 Gräber aus der Zeit von 1852 bis 1940 bieten die Kulisse für Einkehr und Besinnung. Der schnelllebige Alltag bleibt vor der alten Steinmauer zurück. Es ist ein Platz des Friedens und der respektvollen Erinnerung. Während des dritten Reiches blieb der Friedhof ganz und gar unangetastet. Auch kam es hier noch nie zu vandalistischen Zerstörungen.

Spuren einer unvergessenen Kultur
Der Pfad der Stille beinhaltet drei jüdische Friedhöfe. Ist es nicht verwunderlich, wie stark sich die jüdische Glaubensgemeinschaft im Jagsttal durch die Jahrhunderte ausgeprägt hat? Es war der deutsche Orden, der die jüdischen Kaufleute im 16. Jahrhundert in seinen Ländereien ansiedelte, um den Handel voranzutreiben. Die Entwicklung des Jagsttals ist also eng mit dem Judentum verwoben.

Friedvoll abgeschirmt von der Welt da draußen.
Der Hohebacher Judenfriedhof liegt an sehr exponierter telle und doch fühlt man sofort: Man betritt durch das schmiedeeiserne Tor eine ganz eigene Welt. Die 299 Gräber aus der Zeit von 1852 bis 1940 bieten die Kulisse für Einkehr und Besinnung. Der schnelllebige Alltag bleibt vor der alten Steinmauer zurück. Es ist ein Platz des Friedens und der Erinnerung. Vielleicht ist es spürbar, dass während des Dritten Reiches der Friedhof ganz und gar unangetastet blieb und es hier noch nie zu vandalistischen Zerstörungen kam. 2002 wurde ein Gedenkstein zur Erinnerung an die acht deportierten jüdischen Mitbürger in einer würdigen Feier aufgestellt.

Ein Zentrum jüdischen Glaubens
Zur Hohebacher Friedhofsgemeinde gehörten auch die Judengemeinden von Ailringen, Mulfingen, Dörzbach, Hollenbach, Laibach und Altkrautheim. Auch Verstorbene aus Künzelsau liegen hier beerdigt. Die Synagoge befand sich nur 700 Meter entfernt, so dass dort die Vorbereitungen zur Beisetzung vorgenommen werden konnten. Der Friedhof untersteht heute der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden-Württemberg und wird von der Gemeinde Dörzbach gepflegt. Die hebräischen Schriftzeichen der Grabinschriften beinhalten oft eine kurze Charakterisierung der Verstorbenen. Begegnungen mit den Menschen längst vergangener Zeit die Erinnerung bleibt lebendig.

8. Steinriegel

Die Steinriegel sind zeugen des frühen Wein- und Ackerbaus. Die Weinberge mussten stets gehackt werden. Dabei wurden die größeren Steine, die aus dem Boden traten, mehrere Meter hoch und breit in der Falllinie der Hänge aufgehäuft. Wer genau hinsieht stellt fest: Die kargen Steinhügel sind voller Leben.

Im Schweiße deines Angesichts…
Die Steinriegel am gegenüberliegenden Südhang sind Zeugen des frühen Wein- und Ackerbaus. Die Weinberge mussten stets gehackt werden. Ansonsten wären die Flächen steinübersät und somit nicht nutzbar gewesen. Bei dieser Tätigkeit wurden die größeren Steine, die an den Muschelkalkhängen durch Erosion und Frosthebung aus dem Boden traten, heraus gehackt und mehrere Meter hoch und breit in der Falllinie der Hänge aufgehäuft. Man kann behaupten, dass dieser Boden schweißgetränkt ist von Generationen von Landwirten und Weinbauern. Diese Arbeit hatte den willkommenen Nebeneffekt, dass die Steinriegel das Klima regulierten. Die Steine hielten kalte Winde von den Nutzflächen ab, heizten sich tagsüber auf, speicherten die Wärme und gaben sie während der Kälte der Nacht wieder ab. Den wärmeliebenden Pflanzen und vielerlei Tieren, wie Eidechsen, Blindschleiche uva., war das sehr willkommen. Die Steinriegel sind ein Biotop. Wer genau hinsieht und sich angemessen ruhig und vorsichtig verhält, der erkennt, dass die vermeintlich kargen Hügel voller Leben sind.

Harte Schale / fruchtbarer Kern
Im Schnitt durch die Steinriegel würde man erkennen, dass sie einen „Erdkern“ haben, der die ursprüngliche Erdoberfläche zu Beginn der Weinbauzeit anzeigt. Hier wird der „Zahn der Zeit“ sichtbar, der z. B. durch die Erosionskräfte die Landschaft langsam und stetig verändert. Damit dieses idyllische Landschaftsbild erhalten bleibt, ist aufwändige Pflege nötig. Das wird durch landwirtschaftliche Nutzung (zum Beispiel auch durch Zebus oder Ziegen, welche das dornige, harte Buschwerk abfressen) oder durch mechanische Maßnahmen erreicht.